Ablenkung. Das war mein neues Stichwort.
Allerdings stopfte ich dieses Mal keine Cracker in mich hinein, sondern beschäftigte mich mit Arbeit, bei der ich weder etwas mit Jude, Darius oder Tommy zu tun hatte.
Obwohl – in gewisser Weise schon mit meiner Schwester, immerhin handelte es sich um einige Ungereimtheiten bei der geplanten Werbekampagne ihrerseits, einer Zusammenarbeit von G Major und “VIP Dreams”.
Um diese zu klären und anschließend eine umfassende Mail an Judes Agenten zu schicken, machte ich mich auf den Weg zu dem Betrieb und hoffte inständig, dabei nicht auf Katie zu treffen, da
sie mich sonst sicherlich mit John Blanchard zutexten würde.
Am Empfang war ich mittlerweile schon ein bekanntes Gesicht und so wurde ich einfach durchgelassen. Als ich in Nancys Büro eintraf, sah ich die Agenturchefin mit angestrengter Miene an ihrem Tisch hocken. Ihr Telefon klemmte an ihrem Ohr und sie sprach wild auf die arme Person am anderen Ende ein. “So geht das nicht, wir hatten das völlig anders geplant ...”
Dabei strich sie auf einer Liste mit ihrem lila schreibenden Kuli dauernd irgendwelche Dinge durch und schrieb etwas anderes dafür hin.
Doch etwas völlig anderes lenkte meine geschätzte Aufmerksamkeit auf sich. Ein riesiges von Hand gezeichnetes Portrait in einem auf Hochglanz polierten Goldrahmen hing an der Wand hinter Nancys Schreibtisch.
Ich traute meinen Augen nicht. Diese Frau war wirklich übergeschnappt.
Auf dem Bild stand sie, Nancy Bell, mit ihrem strahlend gekünstelten Lächeln in einem quietschrose Kostüm von Chanel und hochgesteckten Haaren, neben ihr in einem hauchdünnen Sonnenkleid Katie Williams, zur anderen Seite waren die anderen zwei Models zu sehen, die ich beim Dinner im “Nancy's” flüchtig kennen gelernt hatte.
Ich konnte nicht glauben, was ich da sah: Die Brünette der Beiden hatte eine Jeanskreation an, aber die Blonde trug die “Kreation”, die ich auf der Modenschau vorführen musste. Und bei ihr sah “Japanstyle” sogar verdammt gut aus.
Zu allem Überfluss stand in handgeschriebener Schnörkelschrift über den Köpfen der vier Frauen auch noch der Titel des Bildes: “3 Engel für Nancy”.
Ich blinzelte mehrmals. Doch, ich hatte richtig gelesen. Über den Kopfen der Models schwebten in Druckbuchstaben ihre Namen. Links von Nancy stand “Katie”, die dunkelhaarige Jeansfitischistin hieß demnach “Holly” und die Japanstyle-Blondine “Candy”.
War das überhaupt ein zugelassener Name – Candy?
Nancy feuerte ihr Telefon auf den Boden. “Solch eine Unprofessionalität habe ich in meinem ganzen Leben ...” Ein Mal kam also das wahre Gesicht der Restaurantinhaberin zum Vorschein. Doch schnell fand sie zu sich selbst zurück. “Oh, Sadie, Liebes, hallo!”
Da war es wieder: Das strahlende Lächeln. Es unterschied sich kein bisschen von dem Lächeln auf dem Portrait hinter ihr.
Ich setzte ein Lächeln auf. Das hatte ich von Nancy Bell mittlerweile gelernt. “Ich bin hier wegen Judes Fotoshoot.” Ich setzte mich auf einen Stuhl gegenüber von ihr.
“Ah ja, selbstverständlich.” Sie knetete ihre Hände. “Ich habe bereits mit Enrique gesprochen. Enrique Sanchez, dem Fotografen. Hatte ich erwähnt, dass er das Shooting machen soll?”
Eh ich antworten konnte, preschte sie weiter drauflos: “Ah, ich denke schon. Ich will, dass Jude erwachsen aussieht. Sie soll edle Kleider tragen, wunderschöne Sachen. Meine Stylisten arbeiten bereits an meinen Veränderungswünschen. Sie soll himmlich aussehen. Das wird die perfekte Promo für ihre neue CD, dafür garantiere ich. Darius war ja ebenso begeistert. Sie wirkten allerdings an dem Abend etwas angeschlagen, wissen Sie das? Zurück zum Thema. Es gibt ebenfalls ein paar wunderschöne Kombos, die Jude allerdings vorher anprobieren müsste.”
Mit redefreudigen Menschen konnte ich ja umgehen. Meine Mum gehörte ja zu dieser Gattung Mensch. “Das lässt sich einrichten.” Ich reichte Nancy einen Stapel Papier, den sie sofort begann, mit Argusaugen durchzuarbeiten.
Ohne ein Klopfen oder jegliche Vorwarnung wurde die Tür zu Nancys Büro aufgestoßen. Die Person, die die Tür aufgemacht hatte, kam mit dem Rücken zu uns herein und zog etwas mit sich in den Raum hinein.
Die Frau hatte blonde, hüpfende Locken. Ich sah ihr Gesicht noch nicht. Aber irgendwo her kannte ich diese Frisur ...
Auf Nancys flacher Stirn zeichneten sich Falten ab. “Wir sind in einer Besprechung!”, flapste sie die junge Frau an.
Diese hatte einen Karren mitgebracht, auf dem sich Hochglanzfotos stapelten. Aus den Augenwinkeln erkannte ich, dass auf einigen Fotos Holly, der brünette Jeansfan, abgebildet war.
Dass es sowas wie diesen Karren bei “VIP Dreams” überhaupt gab, erstaunte mich.
Die Blondine drehte sich auf dem Absatz um. “Irgendjemand muss diese Aufgabe doch wohl machen”, feuerte sie spitz zurück. Doch dann fiel ihr Blick auf mich.
Ja, sie hatte mich erkannt. Und ich sie.
Es war Eden Taylor. Sie war vor zwei Jahren Judes Konkurrentin bei der Castingshow, bei der meine Schwester als Siegerin hervor gegangen war, gewesen. Was machte sie denn hier?
Eden blinzelte mich mit ihren langen Wimpern an. “Eine Harrison?”
Das war ja klar. Ich war für die Leute nicht Sadie Harrison, sondern "eine Harrison". Wie charmant.
Auf Nancys markantem Gesicht breitete sich ein warmes Lächeln aus. "Ach ja? Sie kennen sich?"

glaub schon^^

isses ja auch... von mir aus können die anderen EIN song singen und alexz alle anderen *lol*

wär schon cool wenns auf pro7 kommen würde, weil pro7 ja immer urst viele trailer für die serien macht die da laufen und dann würde IS voll viel medienaufmerksamkeit kriegen und dann würde alexz ne welttour machen und wir gewinnen alle ein meet'n'grett und...
ok ich träum weiter

jamie hat nie wirklich zu jude gepasst^^

weiß eig jetzt einer von euch wie dieser song von shay hieß?

Darius' Kopf brummte. Nun behelligte Jude ihn auch noch mit ihren Sorgen.
Als er sich ihre Unzufriedenheit über Blanchard angehört hatte, fasste er kurzerhand einen Entschluss. “Blanchard ist erst gestern angekommen und du hast schon Ärger mit ihm. Ich habe ihn wegen dir hergeholt. Das heißt, er bleibt.”
An seiner Laune war mit Sicherheit das Ende unserer Beziehung schuld. Das Einzige, was er wollte, war ein kühler Drink und ein paar Black Music Songs.
Meine Schwester blinzelte ihn iritierrt an. “Ich weiß, dass er wegen mir hier ist. Aber er ist unausstehlich!”, versuchte sie ein weiteres Mal, ihm ihre Bitte näher zu bringen. “Ich kann mit ihm einfach nicht arbeiten.”
Doch Darius blieb hart. “Er ist ein Profi, Jude. Versuch es nicht noch mal. Falls noch jemand draußen steht – ich will ungestört sein.”
Jude musste einsehen, dass es keine Chance gab, ihren neuen stressigen Produzenten loszuwerden – für heute. Morgen war ja auch noch ein Tag. “Wie du meinst.”
Kaum, dass die Tür zugeknallt war – Jude war tatsächlich wütend –, steckte Darius sich die Kopfhörer in die Ohren und tapste zu seinem Aktenschrank, in dem zur Sicherheit immer ein Drink befand. Zwar nicht gekühlt, aber immerhin gab's überhaupt einen.

Jude hatte einfach keinen Bock mehr. Musste immer alles schief gehen?
Vor ein paar Wochen war doch alles noch in Butter gewesen. Nein, mehr als das.
Endlich war sie mit Tommy zusammen gewesen. Sie hatten an ihrer neuen CD gearbeitet und die Kreativität ließ sich so einfach wie sonst noch nie auf ein Blatt Papier in Songs umwandeln, in großartige Stücke.
Ich sah, wie meine Schwester sich ihre Jacke und ihre Gitarre schnappte.
Ich vergaß meine Pläne, Jamie ans andere Ende der Welt zu schicken. Es musste endlich eine Aussprache geben. Wir waren doch Schwestern.
Ich erhob mich von der Couch im Eingangsbereich, auf der ich mich breit gemacht hatte, um meine Andrews-Vernichtungs-Pläne auszuhecken, und rannte Jude wie eine Irre nach.
Zu meinem neuem Leben, das ich in großen Schritten plante, gehörte sie immer noch dazu. Sie würde zwar nicht einen allzugroßen Platz einnehmen, aber einer würde immer für sie reserviert sein. So viel war klar.
Sie hatte ein unglaubliches Tempo drauf. Sie hatte es ja auch eilig wegzukommen.
Weg von Blanchard, von mir, von Tommy, von Darius, der diesen Schleimer nicht zurück ins unkonventionelles Europa schicken wollte. Sie wollte allein sein. Sie und ihre Musik. Wie früher. Wie immer.
Wo wollte sie denn hin? Jude hetzte durch die Straßen und ich hatte keine Möglichkeit, sie durch Rufe zu erreichen, da hier ein Motorengeräusch eines Autos war oder da ein kreischendes Kind. Laute, die ich unmöglich mit meiner Stimme übertönen konnte.
Plötzlich war sie weg. Ich konnte sie einfach nicht mehr finden.
An einer Kreuzung war sie verschwunden. Ich sah nur einen dicken Kerl in einem hupenden Land Rover und auf der anderen Straßenseite eine verzweifelte Hundebesitzerin, die versuchte, ihren kläffenden Liebling zu beruhigen.
Ich versuchte, hinte die nächste Hausecke zu lucken. Und da sah ich wehende blonde Haare. Na, da war sie also wieder.
Hinterher – so lautete die Devise und so blieb ich ihr rennend auf dem Fersen. Immer wieder brachte ich ein gekeuchtes “Jude!” hervor, doch es nützte nichts. Sie konnte mich einfach nicht hören.
Auf einmal machte sie halt.
Da waren ein paar Bäume auf einer wunderschönen Wiese. Eine grüne Oase mitten in der Stadt.
Sowas gab's nur hier.
Jude steuerte gedankenverloren auf einen Baumstumpf zu, jedoch hatte dort schon jemand Platz genommen. Entgeistert fiel ihr die Kinnlade runter. “Was machst du denn hier?”, fragte sie atemlos.
Tommy war hundertprozentig mehr erfreut, Jude zu sehen als sie es war, ihn zu sehen. “Ich denke, dasselbe wie du”, vermutete er. “Nachdenken.”
Ich trat näher heran und erkannte nur die Umrisse der zwei Menschen, die mir am meisten bedeuteten. Jedoch hatte ich zu oft übersehen, wie viel sie sich bedeuteten.
Judes Finger umklammerten mühselig ihre Gitarre. “Und? Worüber?”
Tommy schaute sie wie ein kleines Kind, dem man die Bonbons weggenommen hatte und das sie unbedingt wieder haben wollte, an. Unschuldig. “Über alles. Es ist vieles nicht so gelaufen, wie ich es mir gewünscht hätte.”
War Jude gezwungen, ihm zuzuhören?
Ja, sie war wütend. Aber sie stand immer noch vor dem Mann, mit dem sie viel verband. Er vereinte so viele Widersprüche in sich.
Zu viel?
Ich trat zögernd näher heran. Wie in einem Kitschfilm klammerten sich meine Hände an den Baumstamm fest, hinter dem ich stand. Gab es in dieser Schnulze ein Happy End?
Wenn ja, für wen?
Ich blickte auf dieses verdammte Stück Natur in dieser großen Stadt und sah zwei Menschen, die sich einfach nur ansahen.
Tommy stand auf. “Ich hätte mir gewünscht, dass ich nie auf diese Party gegangen wäre.”
“Man kann nichts mehr ändern, was bereits geschehen ist, Tommy.” Jude war sich nicht mehr sicher, was sie fühlen sollte.
Meine Fingernägel bohrten sich in die trockene Rinde. Sollte ich nicht einfach umkehren und gehen? Einfach verschwinden?
Meine Schwester konnte ihren Blick, der standhaft blieb, nicht abwenden. “John Blanchard ist grauenhaft. Wenn Darius wieder bessere Laune hat, fordere ich meinen alten Produzenten zurück ... glaube ich.”
Tommy lächelte. “Gute Nachrichten also.”
Sie ließ ihre Gitarre achtlos ins Gras sinken. “Vielleicht ist es ein Anfang.”
Seine Hände berührten zärtlich ihr Gesicht. “Ich hoffe es.”
Jude konnte sich nicht zu einem Lächeln durchdringen. Nicht dieses Mal.
Nun wusste Tommy nicht, was er denken sollte.
Meine Schwester löste das Rätsel in seinem Kopf zaghaft auf. “Man kann schnell vergeben, aber nicht schnell vergessen.” Sie griff nach seinen Händen und senkte sie. Dann nahm sie ihre Gitarre.
Er sah sie so ernst wie nie zuvor an. “Es tut mir Leid.”
Sie wusste nicht, ob sie ihm glauben sollte.
Tommy ließ seine Händen in die Hosentaschen verschwinden. “Also fangen wir wieder an zu arbeiten.”
Judes Blick verriet nicht ihre wahren Gefühle. “Ich hab dir noch nicht einmal verziehen.”
Er ließ sie einfach ziehen.
Ich senkte den Kopf. Wie hätte es auch anders kommen sollen?
Tommy Quincy fuhr sich durcheinander durchs Haar und verschwand dann mit raschen Schritten von diesem scheinheiligen Ort der unberührten Natur in einer mit Abgasen verseuchten Stadt.
Welche Gefühle spielten hier wem Streiche?
Der Einzige, der rastlos zurückblieb, war nun ich.
Existierte eine Chance auf ein Comeback des perfekten Paares?