RE: Jommy - I'm not okay

Am nächsten Morgen wachte Jude früh auf, weil ihr schlecht war. Sie rannte so schnell sie konnte ins Bad und übergab sich. Wie sie da so über dem Klo hing, verfluchte sie sich, das Baby, Tommy, und alle anderen, die ihr in den Sinn kamen. Sie hatte keine Lust auf morgendliche Übelkeit! Schließlich richtete sie sich auf und stieg unter die Dusche. Jetzt, wo es vorbei war, war es ihr nur noch unangenehm, aber nicht so extrem. Als sie einen beiläufigen Blick auf die Uhr warf, erschrak sie. In einer Stunde schon war die Pressekonferenz! Sie hüpfte aus der Dusche und grif sich blindlings einige Kleider aus dem Schrank. Erst als sie schon gehen wollte, bemerkte sie, dass ihre Klamotten absolut nicht zusammenpassten. Sie hastete wieder nach oben und zog sich richtig an. Endlich stieg sie ins Auto und raste zu G.Major. Auf dem Weg dahin nahm sie drei Autos die Vorfahrt und überführ eine rote Ampel. Als sie ausstieg, wunderte es sie, dass sie noch nicht im Krankenhaus lag, so wie sie gefahren war! Mit etwas zitternden Knien lief sie zum Gebäude, wobei sie - wie in letzter Zeit häufiger - den Hintereingang benutzte, da der Vordere oft von irgendwelchen Fotographen belagert war. Da sie nicht wusste, wo sie hin musste, trat sie zu Sadie an den Empfangsschalter. Ihre Schwester war in ein Telefonat vertieft, doch als sie Jude sah, hielt sie schnell die Hand an den Hörern und zischte: "Was machst du denn hier? Warum bist du nicht bei der Pressekonferenz?" Jude trat näher an sie heran. "Wo ist sie denn?" Sadie schaute sie einen Moment entsetzt an, bevor sie ihr die Adresse nannte und sie mit einem ungeduldigen Handwedel wegschickte und sich wieder ihrem Gesprächspartner widmete. Jude verließ G.Major wieder und setzte sich erneut in den Wagen. Endlich kam sie an und drängte sich durch die Kameras zum Eingang. Sie arbeitete sich weiter durch die Menge und kam schließlich da an, wo sie hingehörte: Neben Darius und Kwest auf der Bühne. Sie zog ihren Stuhl näher heran und entschuldigte sich leise bei Darius für ihr Zuspätkommen. Bis auf ein Knurren ("Erst konnte es dir nicht schnell genug gehen und jetzt...") ließ er sich nichts anmerken. Stattdessen hieß er die Masse willkommen und meinte: "Da Jude uns nun auch die Ehre gegeben hat, zu ihrer eigenen Pressekonferenz zu kommen, können wir anfangen." Vereinzeltes Gelächter im Raum. Jude spürte, wie ihr Kopf heiß wurde. Hoffentlich war sie nicht rot.
Reporter: "Stimmen die Gerüchte?"
Jude: "Welche meinen Sie denn?"
Reporter: "Gerüchte von Ihrer Schwangerschaft."
Jude: "Ja, die stimmen." Stimmengemurmel.
Reporter: "Wer ist der Vater?" Jude schluckte und riss sich dann zusammen.
Jude: "Tom Quincy." Die Stimmen werden lauter.
Reporter: "Und wo ist Tom Quincy jetzt?" Jude wollte schon antworten, als Darius einwarf: "In L.A. Er muss noch einige Dinge regeln."
Reporter: "Mit seiner Tochter aus der Ehe mit Ihrer Schwester?"
Darius: "Unter anderem."
Reporter: "Wann kommt Ihr neues Album?"
Kwest: "Es wird Anfang November erscheinen. Der genaue Termin steht noch nicht fest."
Reporter: "Wann kommt das Kind?"
Jude: "In etwas weniger als neun Monaten." Gelächter.
Reporter: "Was sagt Portia dazu?"
Und so ging es den ganzen Vormittag weiter. Irgendwann bat Jude um eine Pause. Die ganzen Blitzlichtgewitter reizte sie und sie wollte nur noch weg. So anstrengend hatte sie es sich nicht vorgestellt. Sie hatte schon oft Pressekonferenzen gehalten, aber keine war mit dieser vergleichbar gewesen. Die anderen Male ging es um Judes Karriere und eventuell ein paar Fragen zur Familie und Freunden. Aber hier ging es um die zwei wichtigsten Dinge in ihrem Leben: Tommy und das Baby. Und diese beiden wurden genau wie sie wie Gegenstände behandelt und Jude war nicht auf den Druck der Presse vorbereitet gewesen. Doch sie würde das hier auch noch durchstehen. Sie atmete einige Male tief durch und nahm noch einen Schluck aus ihrer Wasserflasche. Dann stieß sie sich von der Wand ab und ging wieder hinein.

Den restlichen Tag verbrachte Jude zu Hause. Sie legte sich aufs Sofa und versuchte, ihre wirren Gedanken zu ordnen. War es richtig gewesen, all das diesen Menschen anzuvertrauen? War das Kind einige richtige Entscheidung? Erst als sie ihre Beziehung mit Tommy ebenfalls in Frage stellte, befahl sie sich, aufzuhören und begann stattdessen nervös auf- und ab zu laufen. Als das Handy klingelte, musste sie es erst einmal suchen, bevor sie es schließlich unter dem Sofakissen fand. Sie klappte es auf und als sie sah, wer dran war, war sie schon versucht, es wieder genau da hin zu tun, wo sie es gefunden hatte. "Darius?", fragte sie seufzend. "Oh. Hallo, Liam." Pause.
"Ja, ist okay. Jaja, ich habe einen. Ja, ich werde ihn noch proben. Ich dachte, ich spiele ihn ohne die Band. Okay. Bis dann." Sie legte auf und atmete einmal tief durch. Dann griff sie zur Gitarre und übte einige Male Come back and stay good, bevor es ihr zu eintönig wurde und sie schlafen ging. Tommys Anruf verpasste sie.