RE: Jommy- I'm not okay

Kapitel 156

Jude stieß ihn zurück. "Sag mal, geht's noch?", fuhr sie ihn an und beschloss, Darius umzubringen, sobald sie hier wieder rauskamen. Was bildete er sich eigentlich ein?, fragte sie sich, wobei sie selber nicht ganz sicher war, auf wen das bezogen war.
Sie ging zu Darius' Sessel und ließ sich hineinfallen. Während sie versuchte, Ryan zum Lachen zu bringen, sah sie aus den Augenwinkeln, dass Tommy noch immer auf der Stelle stand; sich nicht wegbewegt hatte. Endlich gluckste Ryan und und Tommy kam langsam näher. "Darf ich auch mal?" Jude musste lächeln. Tommy hörte sich so schüchtern an; fast selber noch ein Kind. Und sie spürte, wie sie nickte. "Okay. Warte. Stell dich da drüben hin." Tommy stellte sich auf wie geheißen und Jude stellte Ryan auf den Boden. Während der Kleine mit unsicheren Schritten vorwärts tapste, meinte Jude: "Vor zwei Wochen hat er das erste Mal was gesagt." Tommy hörte den riesigen Mutterstolz in ihrer Stimme und wandte seinen Blick für eine halbe Sekunde von seinem Sohn ab, um ihn auf Jude zu richten. Sie schaute ihn nicht an, sondern blickte noch immer auf Ryan. "Was hat er denn gesagt?", fragte er, während Ryan das Gleichgewicht verlor und rückwärts auf den Hintern plumpste. Schnell lief er hin und wollte Ryan aufheben, doch sobald er ihn berührte, begann er zu weinen. Jude lief ebenfalls zu ihm hin und nahm ihn auf den Arm. "Er hat Mommy gesagt." Er sah zu, wie sich Ryan an Judes Schulter klammerte und verstand. Wie hatte er sich nur diese irrsinnige Hoffnung machen können, dass er Daddy gesagt haben könnte. "Weißt du, Tommy, vielleicht hätte er Daddy gesagt, aber wie sollte er? Er hat dich noch nie im Leben gesehen." Tommy schluckte. "Aber vielleicht könnte man das ja ändern?!" In seiner Stimme lag etwas Flehendes und Jude überlegte kurz, dann kam sie auf Tommy zu. Langsam, und so dass Ryan sie noch immer sah, übergab sie ihren Sohn an seinen Vater. Dann trat sie einen Schritt zurück. Sie sah zu, wie Tommy Ryan auf seiner Hüfte zurechtrückte und verspürte wieder so etwas wie Eifersucht. Wollte er ihr Ryan jetzt wegnehmen? "Warum hast du die Scheidungspapiere noch nicht zurückgeschickte?", fragte sie, nur um etwas gesagt zu haben. Sie ash, wie Tommys Gesicht versteinerte. Er drehte sich zu ihr um und schaute sie vorsichtig an. "Ich konnte nicht", meinte er, und als er Judes Blick sah, redete er schnell weiter. "Jude, ich konnte sie nicht abschicken. Ich liebe dich noch immer." Jude schaute auf. Was redete er da für einen Müll? "Aha. Und du erwartest, dass ich dir das jetzt einfach so mir nicht dir nicht", sie verdeutlichte es, indem sie mit ihrer Hand wedelte, "glaube?" Er zuckte mit den Schultern. "Du hast mich gefragt", antwortete er schlicht. Das stimmte allerdings. Sie hatte ihn gefragt. Aber darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. "Und Abby?" Halb erwartete sie, dass der Schmerz zurückkam. "Ablenkung. Oder ich weiß nicht. Vielleicht habe ich sie wirklich geliebt. Ich weiß es nicht. Aber jetzt, wo ich hier vor dir stehe, liebe ich nur dich." Sie senkte den Blick. Was für eine tolle Formulierung. Und was, wenn er wieder vor Abby stand? Liebte er dann nur sie? "Tommy. Du kannst nicht erwarten, dass jetzt alles wieder normal wird. Ich habe dir vertraut und dann fängst du ausgerechnet an, mich zu betrügen, wenn ich im Koma liege. Das nenne ich nicht wirklich gutes Timing. Und jetzt tauchst du hier wieder aus heiterem Himmel auf und erwartest, dass ich alles stehen und liege lasse, was ich mir im letzten Jahr aufgebaut habe? Wohl kaum. Ich vertraue dir nicht mehr!" Tommy nickte. "Aber du vertraust mir immerhin so sehr, dass du mir deinen Sohn gegeben hast." Irritiert schaute sie ihn an. "Ja, stimmt." Sie war verwirrt. Und so ließ sie sich einfach auf die Couch fallen und schloss die Augen. Sie wollte sich jetzt nicht mit dem hier auseinandersetzen. Sie wollte Ruhe haben, eine faire Chance, über alles nachzudenken. Aber jetzt stand er hier, vor ihr, und sie spürte schon wieder, wie ihre Knie weicher wurden. Wie ihr Herz begann zu rasen.

Als sie wieder aufwachte, brauchte sie einen Moment, um sich zu orientieren. Dann richtete sie sich schnell auf und blickte zur Seite. War sie eingeschlafen? SIe sah Tommy, mit Ryan auf dem Arm und auch die beiden schliefen selig. Ryan hatte sich an Tommy geschmiegt, und der hielt ihn fest in seinen Armen. Und so wie es aussah, hatte sie sich auch an Tommys Schulter geschmiegt. Sie versuchte sich das vorzustellen. Fast wie eine kleine Familie. Sie wollte aufstehen, und überlegte es sich im selben Moment anders. Schließlich legte sie ihren Kopf einfach wieder zurück auf Tommys Schulter.

Was war denn sein Arm so seltsam verrenkt? Er öffnete die Augen und spürte als erstes ein seltsames Gewicht auf seinem rechten Arm. Er warf einen Blick hin. Ryan. Er musste lächeln. Wie süß er doch aussah. Und er sah Jude so ähnlich! Dieselben langen Wimpern und dasselbe schmale Gesicht. Und an seiner linken Seite, stellte er ungläubig fest, saß Jude. Er hatte einen Arm um sie gelegt und sie hatte sich an seine Schulter gedrückt und einen Arm und seine Hüfte gelegt. Wie süß sie doch aussah! Ihre Haare waren ziemlich verwuschelt aus und sie hatte den Mund leicht geöffnet. Er wollte sie nicht wecken, aber er konnte nicht anders. Also strich er ganz sanft mit einem Finger über ihre Wange. Upps. Da war sie wach. Erst murrte sie etwas, was nach Noch ein paar Minütchen...klang, dann verspannte sich ihr Gesicht plötzlich. Tommy musste schlucken und wagte nicht, sich zu bewegen. Sie öffnete ihre Augen und richtete sie direkt in Seine. Zu seiner Erleichterung blieb ihr Arm, wo er war. Ihr entfuhr ein kleines Oh, als ihr klar wurde, wo sie sich befand. Dann lächelte sie ihn an und es war ein Lächeln, das sein Herz auch so zum Schmelzen gebracht hätte und gleichzeitig so schüchtern, wie sie es nie gewesen war. "Morgen", flüsterte er. Sie lächelte nur zur Antwort.
Plötzlich fuhren beide Köpfe nach rechts. Ryan hatte sich bewegt. Sie betrachteten ihn eine Weile, dann beschloss Jude, ihn alleine auf Darius großen Sessel zu legen. Sie beugte sich zu ihm hinüber, ohne ihren Arm von Tommys Hüfte zu nehmen. Dieser Umstand führte dazu, dass sie sich noch näher an Tommy schmiegte und sich ihre Gesichter unweigerlich näherten. Reflexartig schaute sie kurz zur Tür, ohne ihren Kopf zu bewegen. Sie spürte seine Hand in ihrem Nacken, sanft, vorsichtig, fast wie ein Schmetterling, so sachte war die Berührung. Und reichte doch aus, um sie langsam zu ihm zu ziehen. Jude schloss die Augen, legte ihre Hand an seine Wange und wartete. Es dauerte weniger als zwei Sekunden, dann berührten sich ihre Lippen und verschmolzen förmlich. Sie spürte seine Hand noch immer zwischen ihren Schulterblättern und plötzlich wühlte die andere in ihren Haaren. Sie wollte die Augen öffnen und schauen, wo Ryan war, aber sie konnte nicht. Sie wollte diesem Traum noch kein Ende bereiten. Und so erwiderte sie den Kuss einfach, ohne weiter über irgendwelche Konsequenzen nachzudenken. Jude drückte sich an Tommy und hatte das Gefühl, seine Hände überall zu spüren. Wunschdenken vermutlich. Weniger als eine halbe Sekunde dauerte die Unterbrechung, in der beide tief Luft holten und den Kuss dann ebenso leidenschaftlich fortsetzten. Ohne seine Lippen von ihren zu nehmen, begann er vorsichtig, fast fragend, mit seinen Händen unter ihr Shirt zu fahren. Sie seufzte auf und ließ sich nach hinten fallen, um sich ihm ganz hinzugeben...