Sie fühlte sich, als würde sie schreien doch keiner hörte sie. Ein betäubendes Gefühl hatte sich über sie gelegt und nahm ihr die Luft zum Atmen, trotzdem lief sie, lief immer weiter, weiter durch die Stadt, weiter durch den Regen. Immer weiter, schließlich stand sie erstaunt vor Max Haus. Sie war nicht bewusst in diese Richtung gelaufen, dennoch wunderte es sie kaum, dass sie hier angekommen war. Lächelnd ging sie auf die Haustür zu. Sie klingelte und war froh, dass sie diesen Hafen hatte. Diesen Menschen auf den sie sich verlassen konnte, wann immer sie jemanden brauchte, dem sie vertrauen konnte. Seine kleine Schwester öffnete ihr die Tür und lächelte sie freundlich an. Erst jetzt wurde ihr klar, wie sie aussehen musste und sie setzte ein Entschuldigendes Lächeln auf. Vorsichtig stieß sie wenig später die Tür auf und schlug sie sofort wieder zu. Das konnte nicht wahr sein? Das war nicht wahr! Wie konnte er ihr das antun? Sie rannte zur Haustür, schnappte sich ihre Jacke, die Maxs Mutter sorgfältig auf den Bügel gehängt hatte und lief, lief erneut los, diesmal ohne Ziel.

Sie wollte nicht nach Hause. Sie hatte an diesem Tag zwei Menschen verloren. Zwei Menschen die innerhalb kürzester Zeit zu ihrem Lebensinhalt geworden waren. Ihr Herz schlug immer schneller und sie wunderte sich, dass es dazu noch in der Lage war. Sie hatte gerade ihren Freund mit einer anderen im Bett erwischt und nichts gesagt. Sie war wie immer weggelaufen. Sie lief und lief, lief immer weiter, bis sie schließlich zuhause ankam. Nur Tommys Auto stand davor und so blieb sie draußen stehen. Sah hinauf zu ihrem Zimmer, sah hinauf zu dem Zimmer das er und ihre Mom sich geteilt hatten, sah hinein, ins Wohnzimmer, doch sie empfand nichts, sie hatte nicht das Gefühl zu Hause angekommen zu sein. Sie fühlte nicht die Kälte, die in ihre Knochen kroch, spürte nicht die Tränen, die sich mit dem Regen mischen. Sie stand einfach nur vor dem Haus. Halb im Schatten und halb im Licht der Straßenlaterne. Ihr Vater würde gehen. Er liebte jemand anders mehr als sie. Sadie war ihm wichtiger als sie. Max mochte dieses andere Mädchen mehr als sie, sonst wäre er wohl nicht mit ihr im Bett gelandet. Unaufhaltsam liefen die Tränen ihr Gesicht hinunter, vermischten sich mit dem Fallenden Regen. Ihre Mutter liebte Tommy und Tim, aber nicht sie, sie hatte zu viele Fehler gemacht. Sie war nicht das, was man von ihr erwartete. Sie war nicht perfekt. Ihre Noten könnten besser sein. Sie konnte nur mittelmäßig Tanzen. Wieso schrieb sie keine Lieder? Das hätte ihre Mutter so glücklich gemacht. Stattdessen hatte sie sich mit Max rumgetrieben, mit Max, der eine andere mehr liebte und sich nicht auf das konzentriert, was ihrer Mutter damals das Wichtigste gewesen war.

Wieso erfüllte sie nicht Tommys Erwartungen? Wieso ging er weg? Wieso war sie nie gut genug? Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass ihre Mutter bald nach hause kommen würde, also tat sie ihr bestes, ihre Tränen zu trocken und sich zu beruhigen. Dann trat sie so selbstsicher wie möglich auf das Haus zu und schloss die Tür auf. Sie sah Tommy auf der Treppe sitzen und wusste, dass er sie gesehen hatte, dass er auf sie gewartet hatte. Sie unterdrückte den Impuls sofort wieder umzudrehen.


http://www.instant-star.de.tl

I'm so tired of falling for guys that don't fall back. It hurts.